Gravity-Decken - sorgen Gewichtsdecken für einen besseren Schlaf?
Gewichtsdecken, auch als Gravity-Decken bekannt, liegen derzeit ziemlich im Trend und versprechen einen erholsamen Schlaf. Ist das nur gutes Marketing oder können Gewichtsdecken tatsächlich bei Schlafproblemen helfen?
Das versprechen der Anbieter von Gewichtsdecken klingt rosig und die sogenannten Gravity-Decken werden auch als Therapiedecken gelabelt. Je nach Hersteller sind Gewichtsdecken mit kleinen Kugeln aus Glas oder Kunststoff gefüllt und sind dadurch wesentlich schwerer als eine herkömmliche Decke. Der Druckreiz, den die Decke durch das Gewicht ausübt, soll dem oder der Schlafenden Geborgenheit vermitteln. Problematisch wird es allerdings hierbei für alle Menschen, die Berührungsreize eher unangenehm empfinden. Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Angststörungen, ADHS, Autismus oder Depressionen können von Gewichtsdecken profitieren. Gerade bei Ängsten vermitteln die Decken ein Gefühl von Geborgenheit. In ADHS- und Autismus-Kreisen sind die Gewichtsdecken schon länger bekannt und sehr beliebt.
Gewichtsdecken - die Studienlage
Bislang existiert noch keine repräsentative Studie zu dem Thema. Von den Anbietern wird gerne auf die schwedische Studie des Psychiaters Dr. Mats Alder verwiesen. Die Studie, die mit 120 Probanden, die alle unter psychischen Störungen (schwere Depression, Angststörungen oder eine bipolare Störung) und symptomatische Schlafstörungen litten, sollte herausfinden ob Gewichtsdecken die Symptome lindern können. Dazu wurden die Teilnehmer:innen in zwei Gruppen aufgeteilt - eine Gruppe schlief vier Wochen unter einer Gewichtsdecke, die Kontrollgruppe schlief unter einer normal gerichteten Decke.
Das Ergebnis der Studie war, dass sich die Probanden, die unter Symptomen litten, unter den Gewichtsdecken wohler fühlten, besser schliefen und sich am Tag besser und erholter fühlten. Die Probanden berichteten zudem, dass sich ihre Symptome stark verbessert hätten. Der Schlaf unter den Gewichtsdecken führten ihren Aussagen zufolge zu einer Milderung von depressiven Stimmungen, Ängsten und/oder Antriebslosigkeit. Die vierwöchige Untersuchungsphase der Studie wurde um einen zwölfmonatigen Nachverfolgungszeitraum ergänzt. Die Studien-Teilnehmer:innen durften sich dazu entscheiden, ob sie in dieser Zeit unter einer normalen oder unter einer Gewichtsdecke schlafen wollten, wofür sich die große Mehrheit der Studien-Teilnehmer:innen entschieden. Am Ende der zwölfmonatigen Nachverfolgungsphase gäbe 92 Prozent der Probanden an, dass sich ihre Schlafqualität deutlich und nachhaltig verbessert hätte. 78 Prozent berichteten, dass ihre Schlafprobleme in Gänze nicht mehr vorhanden seien.
Die Forschende kamen zu dem Schluss, dass bei Krankheitssymptomen, die mit Schlafproblemen einhergehen, die Chance auf ein vollständiges auflösen der Schlafstörungen um 20 mal höher ist, wenn Betroffene eine Gewichtsdecke benutzen.<7p>
Helfen Gewichtsdecken generell bei Schlafproblemen?
Die schwedische Studie ist mit gewisser Vorsicht zu genießen und die Ergebnisse können keinen allgemeinen Nutzen nachweisen. Zum einen ist die Studie nicht repräsentativ, da sie nur an Teilnehmer:innen mit ernsthaften psychischen Erkrankungen durchgeführt wurde und zum Anderen ist Zahl der Probanden recht klein. Ein Teilnehmer der Studie musste den Versuch vorzeitig abbrechen, da die Gewichtsdecke bei ihm extreme Angstgefühle auslöste. Das Gewicht der Decke kann also auch ein Unwohlsein hervorrufen und im schlimmsten Falle Schlafstörungen verstärken.
Fazit: Eine Gewichtsdecke kann die eigene Körperwahrnehmung verbessern und eine beruhigende Wirkung auf den oder die Schlafende ausüben, aber auch das Gegenteil, in Form von erdrückendem Angstgefühl auslösen. Bevor man sich also eine Gewichtsdecke zulegt, sollte man diese ausprobieren. Generell gilt, dass Gewichtsdecken sowohl für Erwachsene, wie auch für Kinder geeignet sind. Das Gewicht der Decke sollte maximal 10 Prozent des eigenen Körpergewichts besitzen.
