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Großes Kissen

Groß-Kissen Liebe

Den Deutschen wird gerne Bescheidenheit attestiert, man gibt sich hierzulande genügsam. Umso bemerkenswerter ist es, dass die deutsche standardisierte Kissengröße mit 80 x 80 Zentimetern zu den größten weltweit gehört, anderorts sind die Schlafkissen wesentlich kleiner. Auch die quadratische Form ist im globalen Vergleich eher ungewöhnlich. Kopfkissen in anderen Ländern sind meist Rechteckig im Format 2 zu 1. Woher kommt die deutsche Liebe zum übergroßen Kopfkissen? Inter medizinischen Gesichtspunkten ist ein zu großes Kopfkissen eher umgünstig. Der Kopf wird so meist zu hoch gelagert und es besteht die Gefahr, dass auch der Nacken und die Schulter auf dem Kopfkissen gelagert werden - ein orthopädisches Desaster, was die Funktion des Schlafkissens komplett untergräbt. Das Schlafkissen dient nämlich den Zweck, dass der Kopf auf einer Höhe mit dem restlichen Körper gelagert wird und eine krumme Haltung der Halswirbelsäule entgegen wirkt. Zu große Kissen kehren den gewünschten Effekt allerdings um - statt die niedrige Lagerung auszugleichen, krümmt sich die Halswirbelsäule nach oben.

Angesicht der orthopädischen Folgen, die zu große Kissen verursachen, mag man sich fragen: Warum sind die deutschen Kissen so groß? Im Ausland ist man sich indes einig und das WallStreetJournal, das sonst eher für harten politischen Journalismus zuständig ist, urteilte: "Die Welt mag sich überall uneins sein, aber viele Deutschlandreisende sind sich in einem Punkt einig: Traditionelle deutsche Kopfkissen sind zu groß, zu quadratisch und zu weich.“.

Aber auch hierzulande kritisieren Orthopäd:innen, Physiotherapeut:innen und Schlafforscher:innen die viel zu großen deutschen Kissen. Für den ursprünglichen Zweck des Kissens, nämlich den Hohlraum zwischen Nacken und Matratze zu füllen, sind kleinere Kissen wesentlich besser geeignet. Das deutsche Kissen kann diesen Zweck nur erfüllen, wenn das Kissen zusammengeknüllt wird. Da man sich aber des Nachts über 80 mal hin und her dreht, ist dies recht sinnlos.

Wie konnten sich die Monsterkissen in Deutschland nur als Standard durchsetzen? Blickt man in der Geschichte zurück waren es die Römer, die das große federgefüllte Kissen erfanden und die Germanen haben es schlichtweg übernommen. Seit Jahrhunderten legen wir also unsere Köpfe auf mehr als einen halben Quadratmeter Kissen ab und trotzen all der Mahner. Es ist aber nicht so, als wären wir mit unserer Groß-Kissen-Liebe alleine in der Welt. In Österreich mag man es auch gerne voluminös - mit 70 x 90 ist das Kissen ähnlich groß wie das deutsche, allerdings nicht quadratisch.

Global gibt es unzählige Kissengrößen. Selbst in der um Regulierung bemühten EU herrscht ein wahres Chaos an Größen und Formen. In Frankreich bettet man seinen Kopf auf den oreillers im Format 65 x 65 cm oder 50 x 70. In Schweden ist der Kissenstandard mit 50 x 60 ähnlich wie in Dänemark mit 60 x 63. Die Schweiz ist in Kissengrößen recht vielfältig: 50 x 70 cm, 50 x 90 cm, 65 x 65 cm sind hier Standardgrößen, wobei hier aber mit 65 x 100 auch eine extreme Variante existiert. In den USA - dem Land wo eigentlich „the bigger, the better“ gilt, gibt man sich beim Kopfkissen bescheiden: 50 x 76 cm ist hier die Standardgröße.

Trotz allem besteht Hoffnung für deutsche Halswirbelsäulen. Die 40 x 80 cm Kissen-Größe wird in Deutschland immer beliebter und die Hersteller nehmen diesen Trend auf. Wie lange es allerdings noch (und ob überhaupt) dauern wird bis sich diese Größe auch in Hotels durchsetzt und wir Gäste aus dem Ausland nicht mehr mit HWS-Problemen belasten, ist nicht vorhersehbar.


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