Schlafcoach: professionell schlafen trainieren

Schlafstörungen sind ein allgegenwärtiges und sich durch alle sozialen Schichten ziehendes Problem. Der Titel einer ARD Dokumentation attestierte dem deutschen Staat unlängst eine „Schlaflose Republik“. Laut aktuellen Statistiken klagt fast jede:r Zweite hierzulande in den letzten 12 Monaten über Schlafprobleme. In anderen Ländern sieht es übrigens nicht besser aus.

Die genaue Zahl der Menschen, die weltweit unter Schlafproblemen leiden, kann variieren, da die Prävalenz von Schlafstörungen von vielen Faktoren beeinflusst wird, darunter geografische, kulturelle und sozioökonomische Unterschiede. Allerdings ist es bekannt, dass Schlafprobleme ein weit verbreitetes Phänomen sind. Laut verschiedenen Studien und Erhebungen leidet ein signifikanter Anteil der Weltbevölkerung unter irgendeiner Form von Schlafproblemen. Die Prävalenzraten variieren je nach Definition von Schlafstörungen und der untersuchten Population.

Die Gründe für Schlafprobleme sind mannigfaltig, individuell und sollen auch nicht Thema dieses Beitrags sein. Wir wollen hier Lösungsansätze beschreiben. Dabei geht es explizit nicht um pathologische Schlafstörungen - diese bedürfen einer fachgerechten Behandlung. Es geht um Problem beim Schlafen oder im Fachterminus: um Schlafhygiene. Die Frage ist: kann man erholsames Schlafen trainieren?

Schlaf ist ja per se eine passive Handlung und ein Schlaf-Training erscheint zunächst etwas absurd. Tatsächlich existieren aber ausgeklügelte Konzepte und Trainingspläne, ausgearbeitet von Schlafexperten, anhand derer man erholsames Schlafen üben kann.

Es lohnt sich stets einen Blick in die Spitze um daraus Methoden für die Breite ableiten zu können. Da wo Leistung auf höchstem Niveau eingefordert, ja quasi zur Jobbeschreibung gehören, ist der Spitzensport. Lange hat man den Einfluss von Schlaf auf die sportliche Spitzenleistung von Topathleten unterschätzt. Mit zunehmender Leistungsdichte wurde aber auch der Schlaf unter die Lupe genommen. Erholsamer Schlaf spielt eine mitentscheidende und nicht zu unterschätzende Rolle für die Leistungsfähigkeit von Spitzensportlern. Er hat Einfluss auf:

• die Physische Erholung
• den Energieaufbau und die Ausdauer
• die psychische Erholung und Stimmung
• die kognitive Funktionen
• das Verletzungsrisiko
• das Immunsystem
• die hormonelle Balance.

Mittlerweile ist das Schlafprogramm ein integraler Bestandteil des Trainings- und Erholungsprozesses für Spitzensportler. Es wird zunehmend anerkannt, dass neben dem Training und der Ernährung auch ein optimaler Schlaf für die Maximierung der sportlichen Leistungsfähigkeit entscheidend ist. Viele Sportteams und Einzelathleten integrieren daher Schlafstrategien in ihre Trainingsprogramme und ergänzen ihren Trainerstab um einen Schlafcoach.

Ein Pionier auf dem Gebiet ist Nick Littlehales, der 1998 als Schlafcoach von Manchester United in das Trainerteam berufen wurde. Nick Littlehales ist ein anerkannter Schlafexperte und Schlafcoach, der insbesondere für seine Arbeit im Sportbereich bekannt ist. Seine Methoden und Ansätze haben ihm honorige Anerkennung in der Welt des Profisports eingebracht.

Sein Ansatz ist auf die Optimierung der Schlafqualität ausgerichtet, um dadurch die sportliche Leistung und Regeneration zu verbessern. Er entwickelte die sogenannte R90-Technik, ein Konzept, das darauf abzielt, den Schlaf in 90-Minuten-Zyklen zu optimieren um eine effektivere Erholung zu erreichen.

Littlehales betont die Bedeutung individueller Schlafpläne, die an den Lebensstil und die spezifischen Bedürfnisse jedes Sportlers angepasst sind. Er berücksichtigt dabei Faktoren wie Reisepläne, Trainingsrhythmen und Wettkampfzeiten.

Littlehales gibt auch Ratschläge zur Optimierung der Schlafumgebung, einschließlich Matratzen, Kissen und Schlafzimmerzubehör, um eine ideale Erholungsumgebung zu schaffen.

Seine Methoden und Ansichten haben die Art und Weise, wie Spitzensportler und Teams über Schlaf und Erholung denken, stark beeinflusst und sind ein Beispiel dafür, wie spezialisierte Beratung in diesem Bereich einen Unterschied in der Welt des Hochleistungssports machen kann.

Neben Manchester United hat Littlehales auch mit anderen Top-Sportteams und Athleten in verschiedenen Disziplinen zusammengearbeitet, darunter Radfahren, Rugby und Fußball.

Der Schlafcoach - Jobbeschreibung

Ein Schlafcoach ist ein Spezialist, der Menschen dabei hilft, Schlafprobleme zu überwinden und eine bessere Schlafqualität zu erreichen. Zu den Hauptaufgaben eines Schlafcoachs gehören:

• Analyse des Schlafverhaltens: 
Ein Schlafcoach bewertet die Schlafgewohnheiten, -muster und -umgebung des Klienten, um mögliche Ursachen für Schlafprobleme zu identifizieren.
• Individuelle Beratung: 
Basierend auf der Analyse entwickelt der Schlafcoach individuelle Strategien und Techniken, um dem Klienten zu helfen, besser zu schlafen. Dies kann Veränderungen in der Schlafumgebung, der Ernährung oder der Abendroutine beinhalten.
• Stressmanagement und Entspannungstechniken:
Da Stress ein häufiger Faktor für Schlafprobleme ist, kann der Schlafcoach Entspannungstechniken wie Meditation, Atemübungen oder leichte Yoga-Praktiken einführen.
• Schlafedukation: 
Der Coach informiert über die Bedeutung von Schlaf, die Auswirkungen von Schlafmangel und über gute Schlafhygiene.
• Verhaltenstherapeutische Ansätze: 
Einige Schlafcoaches verwenden Techniken wie die kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (CBT-I), um ungesunde Gedanken und Verhaltensweisen, die den Schlaf stören, zu adressieren.
• Langfristige Unterstützung und Nachverfolgung: 
Der Schlafcoach bietet fortlaufende Unterstützung und passt die Strategien bei Bedarf an, um sicherzustellen, dass langfristige Verbesserungen im Schlafverhalten erreicht werden.

Ein Schlafcoach bietet sich dann an, wenn Schlafprobleme nicht pathologischer Natur sind. Er oder sie ist in der Regel keine medizinische Fachkraft sind und kann keine medizinischen Diagnosen stellen oder Behandlungen für schwere Schlafstörungen wie Schlafapnoe anbieten. In solchen Fällen sollten man sich an eine qualifizierten Schlafspezialist:in oder den/die Arzt/Ärztin konsultieren.