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Müde Schüler

Studie: Ein späterer Schulbeginn verbessert den Schlaf und die Konzentrationsfähigkeit von Teenagern

Teenager in Ländern mit frühem Schulbeginn, wie es in Deutschland der Fall ist, leiden unter einem enormen Schlafdefizit, was wiederum erheblichen Einfluß auf ihre Konzentration und damit auf ihre Leistung hat. Die Kritik an dem frühen Schulstart mehrt sich - nicht nur von Schüler:innen, auch die Lehrkräfte fordern mittlerweile einen späteren Schulbeginn. Gerade für Heranwachsende in der Pubertät ist das frühe Aufstehen eine echte Herausforderung. Entwicklungsbiologische, umweltbedingte und soziale Faktoren sorgen während der Pubertät dafür, dass pubertierende Teenager später einschlafen - ein Umstand der sich mit dem Abschluss der Pubertät wieder normalisiert.

Tatsächlich sind die biologischen Prozesse, die den Schlaf regulieren recht gut erforscht - gleiches gilt für die Veränderungen des Schlafverhaltens während der Pubertät. Das zirkadiane System, welches die Wachheit am Tag und den Schlaf in der Nacht reguliert, sorgt während der Pubertät für ein späteres zirkadianes Schlaffenster als es bei Kindern und Erwachsenen üblich ist. Während der Pubertät unterliegt das zirkadiane System einer gewissen Trägheit, was für eine spätere Synchronisierung mit den äußeren Tages-Parametern verantwortlich ist. Dazu scheint bei Heranwachsende der äußere Schlafdruck geringer zu sein, was zu einer reduzierter Müdigkeit am Abend führt.

Soziale und gesellschaftliche Faktoren können das zu späte Einschlafen zusätzlich verstärken. Beispielsweise erhöhen schulischer Druck und Gruppenzwang (Sozialkontakte sind ebenfalls lange wach und noch „online“) die Tendenz spät ins Bett zu gehen. Erschwerend hinzu kommt das Jugendliche ihre Exposition gegenüber dem Abendlicht erhöhen was die Wachsamkeit in den Abendstunden akut erhöht und den zirkadianen Rhythmus deutlich verzögert. Das Konglomerat all dieser Faktoren kann daher zu einem „Teufelskreis des Zuspätkommens“ führen.

Wenn der Schultag für Schüler:innen entsprechend organisiert wäre, Stundenpläne flexibel wären, dann wäre ein langes Ausschlafen per se kein Problem. Da der große Teil der Schulen jedoch früh mit dem Unterricht beginnt, kollidiert dies mit den eigentlich notwendigen Schlafenszeiten der jungen Heranwachsenden. Die Folge sind eine erhebliches Schlafdefizit mit einem einhergehenden Leistungsdefizit und negativen Auswirkungen auf die Gesundheit. Diese Folgen sind Kurzfristig aber eben auch langfristig.

Die negative Auswirkungen von jugendlichem Kurzschlaf mit Bezug auf den frühen Schulstart untersuchte ein Forscher:innenteam um die Chronobiologin Eva C. Winnebeck (technische Universität München/Helmholtz Center). Die Ergebnisse der Studie machten die negativen Folgen Sichtbart. Kurzfristig leiden die schulische Leistungen nachhaltig, es kommt zu hohen Fehlzeiten und Verspätungen, die Teilnahme und das Lernen im Unterricht sind stark eingeschränkt, die emotionale Intelligenz und konstruktive Denkfähigkeiten leidet und es kommt zu einer erhöhten Unachtsamkeit im Straßenverkehr, was zu Unfällen führt. Mit großer Besorgnis sind die langfristigen gesundheitlichen Folgen des frühen Schulstarts von den Forscher:innen zur Kenntnis genommen worden: dies reichen von einem erhöhtem Risiko für Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf- und Entzündungserkrankungen über depressive Stimmung bis hinzu gesundheitsschädlichem Substanzgebrauch.

https://academic.oup.com/sleep/article/43/6/zsz307/5678526

Desweiteren berichten Studierende dass sie unter sozialem Jetlag leiden. Der soziale Jetlag bezeichnet das Phänomen, welches aus der Diskrepanz zwischen ihrer zirkadianen Uhr und ihrem gesellschaftlichen Zeitplan, resultiert, in den meisten Fällen untrennbar mit Schlafmangel einhergeht und mit schwerwiegenden Gesundheitsproblemen wie Fettleibigkeit und Stoffwechselstörungen in Verbindung gebracht wird.

Die Lösung des jugendlichen Schlafmangels liege auf der Hand, so die Schlussfolgerung der Forscher:innengruppe. Die Schulbeginnzeiten sollen flexibel gestaltet oder für alle verschoben werden.

Es wurden in den zurückliegenden Jahren viele Studien angefertigt, die die Auswirkungen späterer Startzeiten untersuchten. Ein Großteil der Studien wurde in den Vereinigten Staaten durchgeführt und kommt zu positive Ergebnissen bei einem verspätetem Unterrichtsbeginn: Schüler:innen mit späterem Schulbeginn besaßen eine stark verbesserte Schlafqualität und eine bessere emotionale Stimmung, waren weniger tagesmüde, konnten sich besser konzentrieren und waren im Unterricht viel aufmerksamer. Es kam zu einer Abnahme von Fehlzeiten, Verspätung und Autounfälle.

Im Rahmen der Studie wurden die (positiven) Auswirkungen eines späteren Schulbeginns in der Praxis im Gymnasium Alsdorf untersucht. Es wurden flexible Startzeiten für die Oberstufenschüler eingeführt. Der fixe Schulstart um 8 Uhr morgens wurde durch ein flexibles System, in dem die Oberstufenschüler selbst entscheiden durften, ob sie täglich um 8:00 Uhr oder um 8:50 Uhr beginnen möchten. Begleitend wurden von den Schüler:innen tägliche Schlafdaten in Tagebüchern festgehalten. Bei etwas über 50 Prozent der Teilnehmenden wurde über objektive, kontinuierliche Aktivitätsmessungen, über den Test-Zeitraum von 9 Wochen hinweg gesammelt. Die Aktivitätsmessungen und Schlafdaten wurden zum Vergleich noch nach dem Test-Zeitraum gemessen.

Die Ergebnisse der Studie waren für die Forschenden teilweise sehr überraschend. Obwohl der flexiblere Schulstart ein späteres Erscheinen um 9 Uhr ermöglichte, wurde diese Option relativ gering genutzt. Obwohl 64% der Teilnehmenden angaben, dass der frühe Schulstart für sie schwieriger sei, waren externe Faktoren Grund genug trotzdem früh zu kommen. Ausserschulische Termine oder Aktivitäten, wie Vereinssport oder die konservative Einstellung der Eltern zu einem flexiblen Schulstart, hatten einen erheblichen Einfluss auf die Wahl.

Auf das Schlafverhalten der Schüler:innen hatte der spätere Schulstart positive Auswirkungen - 52 Prozent gewannen eine Stunde (18 Prozent sogar 1,5h - 2h) mehr Schlaf, fühlten sich ausgeschlafener und konzentrierter. Die Studie konnte den bisherigen wissenschaftlichen Kenntnisstand, dass ein späterer Schulbeginn den Schlafentzug bei Teenagern entgegenwirkt, bestätigen. Die Forschenden appellierten daher, dass Schulen ihren Schulbeginn flexibel gestalten mögen. Gerade weil es bereits erfolgreiche Modelle flexibler Schulsysteme gibt. Einige Schulen in den Niederlanden bieten mittlerweile an, dass die Hauptfächer mitten am Tag unterrichtet werden - beispielsweise von 10 bis 14 Uhr. Nebenfächer können entweder früher am Morgen oder später am Nachmittag besucht werden. Ein solches System trägt der Diversität von unterschiedlichen Chronotypen der Schüler:innen Rechnung und führt zu einem Schultag ohne Schlafentzug.

https://academic.oup.com/sleep/article/43/6/zsz307/5678526


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